Wie formuliere ich die Spielregeln für eine Gruppenpraxis?

Die innere Abstimmung der Partner zählt zu den zentralen Feinarbeiten eines Gruppenpraxis-Projektes. Dabei steht in der Realität meist ein Mehrheitsgesellschafter einem Minderheitspartner gegenüber – und beide Beteiligten wollen ihre gesellschaftsrechtlichen Interessen gewahrt wissen. Die potenziellen Konfliktherde sind zahlreich: Wie groß dürfen die Autos sein, die innerhalb der OG auf Gemeinschaftskosten laufen? Wer geht wann und wie lange auf Urlaub? Wer hält zu welchen Tageszeiten und Wochentagen wie viele Sprechstunden?

Ich empfehle stets, auf zwei Formen der Willensvereinbarung zurückzugreifen: Der Gesellschaftervertrag regelt die elementaren Prinzipien der Kooperation. Die weniger formelle Geschäftsordnung widmet sich den Dingen des Alltags, die von Fall zu Fall geändert oder adaptiert werden. Die Aufteilung hat ihren Grund: Der formelle Gesellschaftervertrag sollte nicht ohne juristischen Beistand erstellt oder geändert werden. Die Geschäftsordnung hingegen bedarf nur der schriftlichen Übereinkunft der Partner.

Deshalb empfehle ich immer, fundamentale Fragen wie Honorar, Arbeitszeit, Kostenbeteiligung und Willensbildung – wer darf was entscheiden – im Gesellschaftervertrag zu regeln. Fragen des täglichen Arbeitslebens wie eben die Wahl der Ordinationsfahrzeuge, Beschäftigung von Ehepartnern, Mitarbeiterwahl oder Arbeitszeiten werden besser in einer Geschäftsordnung geregelt, die mit Zustimmung des Partners, aber sonst formlos geändert werden kann. Präzise Formulierungen sind elementar. Denn eines ist sicher: Wenn es um Diskrepanzen in der Arbeitsbelastung oder Honorierung geht, ist das beste Einvernehmen unter Praxispartnern bald Geschichte.