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Liquiditätsplanung in der Corona-Krise

Achillesferse: Liquidität

Die Unsicherheit der covid-19-krise hat in den letzten Wochen auch die Arztpraxen in Österreich erreicht. Zusätzlich zu der medizinischen Unsicherheit kommt nun die wirtschaftliche Angst als Unternehmer.

Einige Ordinationen sind seit Mitte März auf Notbetrieb umgestiegen, andere konnten ihre Leistungen unter den gegebenen Rahmenbedingungen weiter anbieten. Dementsprechend trifft es nicht jede Ordination gleich, jedoch gehen die Experten von MED- plan davon aus, dass im Durchschnitt mit einem deutlichen Umsatzrück- gang zu rechnen ist. Die Frage, die sich viele Ordinationsinhaber nun stellen, ist: „Inwieweit trifft mich als Unternehmer der Umsatzrückgang wirklich und welche Maßnahmen kann ich tätigen, um meine Finanzlücke zu schließen?“

Fristgerecht zahlen

Bei der Beantwortung dieser Frage steht die Liquidität der Ordination im Mittelpunkt. Unter Liquidität versteht man die Fähigkeit, alle Kosten fristgerecht zahlen zu können. Aber genau hier entsteht in vielen Fällen der Engpass: Die Ausgaben sind höher als die Einnahmen. Der Unternehmer kann den laufenden Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen. Eine Liquiditätslücke entsteht. Um herausfinden zu können, ob und wenn ja, wie hoch die Liquiditätslücke in Ihrer Ordination voraussichtlich sein wird, empfiehlt es sich, einen sogenannten „Stresstest“ für Ihre Liquidität durchzuführen. Hierbei ist es notwendig, eine kurzfristige Analyse der Ausgaben und Einnahmen durchzuführen, alle möglichen Hilfsmaßnahmen zu berücksichtigen und eine anschließende Liquiditäts- planung zu tätigen. So können Sie herausfinden, ob Sie trotz der Maßnahmen weiterhin eine Liquiditätslücke haben und weitere Maßnahmen wie beispielsweise die Aufnahme eines Kredites tätigen sollten.

Schritt für Schritt zum Stresstest

Schritt 1: aktuelle Lage

Hierzu können Sie als Vergleichswerte die Daten Ihrer BWA (betriebswirtschaftliche Analyse) aus dem letzten Jahr heranziehen.

Schritt 2: Einnahmen

Im zweiten Schritt empfehlen wir Ihnen Ihre „Einnahmenseite“ unter die Lupe zu nehmen. Vergleichen Sie hierzu Ihre Monats-Honorarleistungen aus dem letzten Jahr (beispiels- weise März-April 2019) mit dem aktuellen Monat. Sofern Ihnen noch keine monatliche Auswertung von Ihrem Steuerberater vorliegt, bieten die meisten Ordinationssoftwareanbieter eine Funktion zur Auswertung der aktuellen Einnahmen an. Stellen Sie sich bei der Betrachtung folgende Fragen: Wie haben sich Ihre Ein- nahmen bis jetzt verändert und wie werden sie sich, unter den jetzigen prognostizierten Rahmenbedingungen, in den nächsten Wochen entwickeln? Welche Auswirkungen haben die Maßnahmen wie Abstand der Patienten und häufigere Reinigung der Räumlichkeiten auf Ihren Patientendurchlauf und somit auf Ihre Einnahmen?

Schritt 3: Ausgaben

Im dritten Schritt beleuchten Sie die Ausgabenseite Ihrer Ordination. Auch hier ist es empfehlenswert, als Basis die BWA des letzten Jahres heranzuziehen. Betrachten Sie nun jeden Ausgabenblock einzeln und überlegen Sie, inwieweit sich dieser in der jetzigen Situation ändern wird. Dabei sollten Sie sich einige Positionen im Detail genau ansehen.

  • Verbrauchsmaterialien & Labor: Haben Sie beispielsweise durch die erhöhten Reinigungs- und Desinfektionsmaßnahmen erhöhte Kosten?
  • Vertretungen: Planen Sie, weiterhin Vertretungen ein- setzen? Wenn ja, in welchem Umfang?
  • Personalaufwand: Wie hat sich Ihre Personalsituation geändert? Welche Auswirkungen haben getätigte Maßnahmen wie die Kurzarbeit oder die Sonderbetreuungszeit auf Ihre Ausgaben?
  • Raumkosten: Wie hoch sind Ihre Kosten? Konnten Sie sich mit Ihrem Vermieter auf eine Mietzinsminderung einigen? Oder gibt es alternativ die Möglichkeit, die Zahlung zu stunden oder in Raten zu begleichen?
  • Pflicht- und Betriebsversicherungen sowie Ärztekammerbeiträge: Werden sich die Werte im Vergleich zum letzten Jahr ändern?
  • Geräteleasing: Sofern Sie dieses in Anspruch nehmen, gibt es die Möglichkeit einer Stundung der Zahlungen?
  • Fahrtkosten: In welchem Ausmaß ändert sich dieser Ausgabenblock bedingt durch die Covid-19-Krise? In den meisten Fällen werden die Fahrtkosten geringer ausfallen.
  • Telefon & EDV: Bei den Telefon- und EDV-Ausgaben handelt es sich in den meisten Fällen um fixe Kosten; diese bleiben somit unverändert.
  • Abschreibungen: Zur Vereinfachung der Berechnung empfehlen wir Ihnen, die Werte aus dem Vorjahr zu übertragen. Ausnahme: gerade getätigte Großinvestitionen. Wir empfehlen Ihnen, hierzu Ihren Steuerberater zu kontaktieren und den aktuellen Wert zu erfragen.
  • Finanzierungskosten: Hierbei handelt es sich um Ausgaben für Ihre Kredite wie Zinsen und Spesen. Auch hier können Sie Kontakt mit Ihrem Bankberater aufnehmen und eine Stundung der Zahlungen beantragen.

Schritt 4: Ermittlung der Liquidität

Um Ihren Cashflow und im Folgenden Ihre freie Liquidität ermitteln zu können, ist es notwendig, die Abschreibungen wieder hinzuzurechnen. Um im letzten Schritt nun Ihre freie Liquidität in der Ordination zu berechnen, sind alle Zahlungsabflüsse wie Kredittilgungsraten, Einkommenssteuerzahlungen und Zahlungen für Investitionen abzuziehen. Bitte ziehen Sie auch hier alle Möglichkeiten in Betracht, um Ihre Liquidität zu schonen. Hinzuzurechnen sind alle Zahlungszuflüsse für den Planungszeitraum wie die Kreditaufnahme oder auch private Einlagen.

Der Liquidität aus Ihrer Planrechnung ist im letzten Schritt Ihre aktuelle Liquidität hinzurechnen (aktueller Kassastand & Bankguthaben nach Abzug aller offenen Verbindlichkeiten).

Schritt 5: Auswertung

Nun liegt Ihnen Ihre frei verfügbare Liquidität aus der Praxis vor. Bitte vergessen Sie nicht, Ihre privaten Lebenserhaltungskosten in der Berechnung zu berücksichtigen. Reicht Ihnen die Liquidität, um Ihre privaten Ausgaben zu begleichen? Falls dies nicht der Fall sein sollte, bietet der Bund weitere staatliche Förderungen wie den Härtefall-Fonds und den Hilfs-Fonds, um Unternehmer in der Krise zu unterstützen.

Quelle: ÄRZTE EXKLUSIV – Mai 2020

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