Wo bleibt bloß meine Zeit?

Diese Frage höre ich von meinen Klienten sehr häufig, wenn sie wieder einmal feststellen, dass sich die notwendigen Termine in einem normalen Arbeitstag nicht unterbringen lassen. In Deutschland haben Untersuchungen ergeben, dass sich jeder dritte Arzt über Arbeitsüberlastung, Zeitmangel und Probleme bei den praxisinternen Abläufen beklagt. Ich gestehe, dass ich die Rate höher eingeschätzt hätte. Dabei werden die Gründe für die tägliche Hast meist bei externen Faktoren gesucht: eCard, Krankenkassen, unzuverlässiges Personal und überzogene Patientenansprüche müssen dabei als Ausrede herhalten. Der deutsche Ärzteberater Klaus Dieter Thiel gibt an, dass etwa 80% des Termindrucks „hausgemacht“ sind, d.h. durch den Praxisinhaber selbst verursacht werden.

Sollten Sie sich in einem der folgenden Beispiele wiedererkennen, so ist dies nicht rein zufällig. So gilt der „Tresen-Tourismus“ als einer der schlimmsten Zeitkiller in der Ordination. Praxisinhaber kommen täglich im Durchschnitt 53-mal aus ihren Besprechungszimmern an den Empfang, um dort Anweisungen zu geben oder Organisatorisches zu erledigen. Die mittlere Aufenthaltsdauer beträgt 57 Sekunden, da die Patienten den Arzt gleich ansprechen. Insgesamt ergibt sich hieraus ein täglicher Verlust an Arbeitszeit von gut einer Stunde - für Arbeiten, die eigentlich zu den Aufgaben der Mitarbeiterinnen gehören. Dazu kommt ineffizientes Verwaltungs-Management: Thiels Untersuchungen sprechen von elf Unterbrechungen, die der Arzt pro Tag während seiner administrativen Aktivitäten durch Telefonate und unangemeldete Besucher zu verdauen hat. Dadurch ergibt sich ein zeitlicher Zusatzaufwand von 2,9 Minuten pro Vorgang. Insgesamt resultiert daraus ein weiterer täglicher Verlust an Arbeitszeit in Höhe von 31,9 Minuten, einer guten halben Stunde. Bei einer täglichen Sprechstundendauer von 4 bis 6 Stunden zeigt sich, wie ein erklecklicher Anteil der Zeit verpufft. Hier gilt es den Hebel anzusetzen. Leerläufe zu erkennen und sie zu beseitigen.