Haben Einzelkämpfer in Zukunft überhaupt noch eine Chance?

Auf alle Fälle. Ich habe an dieser Stelle schon oft von den Vorzügen von partnerschaftlichen Ordinationsmodellen berichtet: Es ist ein Faktum, dass geteilte Kosten und gesteigerte Arbeitsleistung dem Einzelnen in der Regel betriebswirtschaftliche Vorteile bringen. Aber es ist ebenso ein Faktum, dass die überwiegende Mehrheit der heimischen niedergelassenen Mediziner als Einzelkämpfer agieren: Dies liegt zum Großteil am heimischen Kassensystem und den limitierten Möglichkeiten, wer, in welchem Fach und wo eine Gruppenpraxis aufmacht. Ich gehe davon aus, dass sich der Gesundheitsmarkt in Zukunft immer stärker spalten wird: Einerseits werden die Behandlungszentren zunehmen, die straff organisiert und mithilfe von standardisierten Diagnostik- und Therapieprogrammen arbeiten werden. Auf der anderen Seite wird es individuell geführte, spezialisierte kleine Praxen geben, die - wie im Wirtschaftsleben - oft typische Nischenanbieter sind. Aus so einer Nische heraus kann eine Praxis mit klarer Spezialisierung und hohem Anteil an Privatpatienten erwachsen. Denn die Gemeinschaftspraxen werden die gewohnte Atmosphäre des Hausarztes nicht bieten können. Anspruchsvollere Patienten werden die anspruchsvollere Behandlung suchen. Die Situation des traditionellen Allgemeinmediziners verfügt aber noch über andere Vorteile, die es zu schätzen, aber auch zu nützen gilt. Der Einzelarzt arbeitet ohne Kompromisse und hat dabei die größtmöglichen Freiheiten. Denn der Abstimmungsbedarf zwischen ärztlichen Partnern ist nicht zu unterschätzen. Der Einzelarzt hat es da gut: Er bestimmt, welche Ziele gesetzt werden, welches Leistungsspektrum angeboten und welche Organisationsstruktur aufgebaut wird. Und der Einzelarzt muss nur seine eigenen Fehler verantworten.