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Wie erkenne ich die schwindende Ertragskraft der Praxis?
Das Szenario begegnet uns in der Kanzlei immer wieder. Gut eingeführte Ordinationen, die sich Jahre und jahrzehntelang als stabile Ertragsbringer gezeigt haben, weisen auf einmal sinkende Umsätze und Gewinne aus. Die Entwicklung ist schleichend, die Gründe dafür unterschiedlich: Zuerst beginnen die Umsätze zu stagnieren oder leicht zu sinken. Auf den ersten Blick sind die Rückgänge nicht dramatisch, weshalb der Ordinationsinhaber auch selten reagiert. Nächster Indikator ist die schwindende Liquidität zu neuralgischen Zeitpunkten wie Weihnachten oder Halbjahr. Eine Erhöhung des Kontokorrentkredits ist dafür meist die erste Gegenreaktion. Nächster wichtiger Indikator sind sinkende Umsätze pro Patient: Die Patientenzahlen bleiben zwar stabil, aber der Umschlag pro Fall geht zurück. Gesundenuntersuchungen, Hausbesuche, Nachbehandlungen sowie die Anzahl der Selbstzahler nehmen ab, während die Kosten für Personal, Miete und Energie steigen. Nötige Investitionen für die Modernisierung der Praxis wandern auf die lange Bank. Änderungen im Kassensystem und neue Abrechnungsstrukturen tragen das ihre bei, dass gewohnte Umsätze nicht mehr die gewohnten Gewinne bringen. Das böse Erwachen kommt meist, wenn die Bank eine weitere Erhöhung des Kontokorrentkredits verweigert oder den Kredit für den Ersatz eines defekten medizinischen Geräts nicht gewährt. Ein umfassendes Sanierungskonzept schmerzt, wenn es vor der Pleite retten soll. Meist müssen Mitarbeiter entlassen werden, bisherige Ganztagskräfte werden nur mehr halbtags beschäftigt, die Privatentnahmen werden radikal durchforstet. Diese defensiven Maßnahmen bringen die Zeit, um Gegenstrategien umzusetzen, die der Praxis wieder die gewohnte Ertragskraft bringen. Wer die Alarmsignale frühzeitig ernst nimmt, kann mit kleinen Änderungen noch das Auslangen finden.